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Menschen wie wir

Menschen wie wir

Viele Besucher der Manga Comic Con 2018 haben uns am Wochenende vor Ort und später in den sozialen Medien ihr Herz ausgeschüttet. Der Grund: Sie haben sich anders behandelt gefühlt. Anders, weil sie die Buchmesse in Leipzig im Kostüm besucht haben.

Ein offener Brief an die Messe Leipzig.

„Leute wie ihr.“

Diese Aussage drückt eine Distanzierung aus. Sie zeigt, dass jemand nicht dazu gehört; eben anders ist.

Immer wieder hörten Cosplayer an dem Wochenende der Leipziger Buchmesse genau diesen Satz.

„Leute wie wir“ sollten einen anderen Eingang nutzen, wurden ausgelacht und mussten den Koffer an einer anderen Garderobe abgeben. „Als die Dame an der Garderobe mir sagte, dass „Leute wie wir“ eine eigene Garderobe hätten, war ich völlig überrascht“, berichtet zum Beispiel Stephanie. Bereits am Eingang fühlten sich viele aufgrund ihres Cosplays anders behandelt – anders als die anderen Besucher, die ohne Kostüm die Leipziger Buchmesse besucht haben.  Viele wurden an den Eingängen trotz des Wintereinbruchs abgewiesen, so auch die Cosplayerin Julia: „Wir liefen also durch Schnee, Eis und Wind an den Hintereingang der Messe. Dort durften wir allerdings auch nicht rein – schließlich wäre „Eingang 5 für Leute wie euch.“ Die Entscheidungen einiger Mitarbeiter erschienen teilweise nicht nachvollziehbar und führten dazu, dass man sich nicht sicher war, ob man wegen seines Kostüms anders behandelt wurde. „Es muss auch nicht am Cosplay gelegen haben. Uns wurde gesagt, die Garderobe sei voll. Zwei Minuten später darf jemand anderes seine Sachen abgeben. Da haben wir uns schon gefragt: Wieso?“, beschreibt uns Inken ihre Beobachtung.

Selbst Aussteller haben ähnliche Erfahrungen gesammelt: „Als ich die Buchmesse betreten wollte, wurde ich darauf hingewiesen, dass „Leute in Cosplays und mit bunten Haaren“ doch ausschließlich den Eingang in Halle 1 nutzen sollten“, berichtet uns Jessica, die die Buchmesse und die Manga Comic Con in Leipzig als Aussteller besucht hat. Dabei musste sie zu ihrem Stand, ihrem Arbeitsplatz.

Das Kongresscenter ist ein beliebter Shooting-Ort. Allerdings wurden dort viele weniger freundlich behandelt. Nach zehn Minuten wurden viele gebeten, zu gehen. „Wir haben nichts anderes getan, als uns zu unterhalten. Als wir nachfragten, hieß es, das CCL sei nur für Kongressteilnehmer. Die Definition von „Kongressteilnehmer“ schien allerdings „nicht kostümiert“ zu sein.“, erzählt Julia. Einige wurden nicht einmal hineingelassen und kontrolliert, während Personen ohne Kostüm weitergehen durften.

Diese und viele weitere ähnliche Erzählungen haben wir von euch am Wochenende gehört. „Ich habe dasselbe Ticket für die Messe wie alle anderen Besucher. Ich sollte allerdings durch den Schnee laufen.“ Eine weitere Besucherin berichtet, sie solle sich eine Markierung für ihren Ausweis holen, da sie kostümiert sei.

Wir haben auch positive Stimmen gehört. Viele berichteten von guten Erfahrungen und freundlichem Verhalten seitens der Security und der Mitarbeiter. Eine Cosplayerin erzählt, ein Security-Mitarbeiter habe einen Fotografen freundlich darauf hingewiesen, nicht ungefragt Fotos von ihr zu machen. Andere erzählten, der Umgang war stets freundlich und professionell. Das ist großartig und wir freuen uns sehr darüber.

Respekt sollte natürlich von beiden Seiten kommen. Auch Cosplayer und Fotografen haben sich oft genug nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Laute Musik, Müll und versperrte Gänge gehören nicht zum guten Ton. Eigentlich wollten wir alle doch ein friedliches Miteinander, wollen die Dinge zelebrieren, die wie lieben. Auch Cosplayer empfinden es als störend, wenn Personen ihre Fotostudios aufbauen und den Gang in ein Blitzlichtgewitter ohne Durchkommen verwandeln. Wir sollten sie freundlich darauf hinweisen und mit gutem Beispiel voran gehen.

Einige Probleme oder Missverständnisse gründen sicherlich auch auf falscher Kommunikation oder Einweisung von Mitarbeitern. Allerdings sind dies Dinge, die schnell und einfach gelöst werden können. Beispielsweise könnte offiziell auf den Kanälen der Messe kommuniziert werden, dass das CCV ab 15 Uhr nur den Fachbesuchern vorenthalten sei – Ohne einen Unterschied zwischen Cosplayer und Personen in ziviler Kleidung zu machen.

Die Buchmesse ist keine Convention – richtig!

Viele Cosplayer wissen das genau. Um ein gutes Miteinander zu gewährleisten sind transparente und klare Regelungen seitens der LBM/MCC wichtig. Wahllos erscheinende Entscheidungen, die zum einen im krassen Widerspruch zum eigenen Anspruch der Veranstaltung und zum anderen Minuten später im Widerspruch zu sich selbst stehen, sind nicht nur hinderlich, sondern schüren auch Wut und Misstrauen.

Liebe Messe Leipzig, ihr ladet uns ein und schafft sogar eine Messehalle mit Händlern für uns. Ihr hängt Plakate auf, auf denen ihr Wohlwollen zeigt und zu Respekt auffordert: „Eine Manga-Comic-Con ohne Cosplayer? Undenkbar.“ Leider haben sich dieses Wochenende viele eurer Besucher nicht respektiert gefühlt. „Leute wie wir“ sind „Menschen wie ihr“! Auch Cosplayer interessieren sich für die Buchmesse. Sie besuchen Lesungen und kommen vor Ort mit Verlagen und Autoren ins Gespräch. Das Eintrittsticket berechtigt in beide Richtungen zum Besuch der anderen Veranstaltung; also sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass auch alle gleich behandelt werden!

Das Cohaku Team.

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