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Mit Lizenz zum Prüfen

Jeder kennt die Freude und Überwältigung, wenn man auf einer Convention zum ersten Mal den Fuß in einen Händlerraum setzt. Die Aussteller preisen ihre Waren an und da ist sie. Endlich. Die Figur, nach der man sich schon so lange gesehnt hat oder das niedliche Plüschtier, das erst seit kurzem auf dem Markt ist. Der Einkauf wird schnell getätigt. Schließlich möchte man hier nicht zu kurz kommen. Beim Auspacken folgt dann die bittere Enttäuschung. Die Figur riecht eigenartig und ist seltsam verformt. Das Plüschtier ist nicht so kuschelig und liebevoll gestaltet wie angenommen.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der europäische Merchandise-Markt wimmelt nur so von Plagiaten – häufig in menschenunwürdigen Verhältnissen produziert. Die Organisation „FakeIsSad“ ist eure Taschenlampe in der Dunkelheit. Sie durchforstet Händlerräume nach Fälschungen und bringt sie dorthin, wo sie hingehören: in den Müll.

„FakeIsSad“ ist eine Non-Profit-Organisation (kurz NPO), die von begeisterten Fans von Japan, Anime, Manga, Cosplay sowie der allgemeinen Popkultur gegründet wurde und bis heute betrieben wird.

Selbst als Organisatoren von Conventions tätig, wurden einige der Gründungsmitglieder seiner Zeit auf die Problematik von Produktfälschungen aufmerksam. Dies bewog die Freunde schnell dazu, sich zu besagter NPO zusammenzuschließen. Heute befasst sich FakeIsSad hauptsächlich damit, den Veranstaltern von Conventions und Events im Hinblick auf Fälschungen und nicht lizenzierter Waren beratend zur Seite zu stehen.

Nach aktuellem Stand betreut FakeIsSad rund 20 Veranstaltungen in Deutschland, den Niederlanden, Skandinavien, Spanien und Rumänien. Unter den Veranstaltungen befinden sich sowohl professionell organisierte Messen, wie z.B. die Leipziger Buchmesse oder GamesCom, als auch „Fan-Conventions“ wie die Connichi in Kassel oder die AnimeCon in den Niederlanden.
Die Betreuung eines Events erfolgt stets nach Beauftragung durch den Veranstalter und findet in enger Kooperation mit den Lizenzinhabern statt. Während der laufenden Veranstaltung informiert FakeIsSad beide Parteien darüber, welche Waren und Produkte auf der Convention nicht den lizenzierten Originalprodukten entsprechen und inwiefern es Abweichungen zu den Originalen gibt.

Auf einer Convention verschafft sich das Team von FakeIsSad zunächst einen Überblick darüber, welche Waren im Verkauf sind. Danach wird gegenüber dem Veranstalter eine Einschätzung abgegeben. Dieser hat dann die Möglichkeit an die betroffenen Händler heranzutreten und sie darum zu bitten, die Produkte aus dem Verkauf zu nehmen. Geschieht dies nicht, kann ein Veranstalter zu unterschiedlichen Sanktionen greifen, darunter Geldbußen bis hin zur Schließung des Standes. Ob Sanktionen verhängt werden, ist letztlich jedoch immer vom Organisator selbst abhängig.

Durch Zusammenarbeit mit Lizenzinhabern und Produzenten wie Kaze, TokyoPop, Musterbrand oder GoodSmileCompany konnte FakeIsSad in den vergangenen Jahren einen ausführlichen Katalog mit Informationen über Originalprodukte zusammenstellen, der bei der Arbeit auf Conventions jeder Zeit zur Rate gezogen werden kann. Gibt es Zweifel, Rückfragen oder Probleme ist stets ein Ansprechpartner vor Ort. Letztlich profitieren nicht nur Convention-Organisatoren von einer Zusammenarbeit mit der NPO, auch erhalten Produzenten und Lizenzinhaber einen Überblick über die aktuelle Marktlage im Hinblick auf Produktfälschungen.
Fälschungen und Plagiate werden immer authentischer und schwerer zu erkennen. Mittlerweile sind eine Vielzahl von Produktarten betroffen – von Figuren über T-Shirts bis hin zu Tassen und Schlüsselanhängern. Nicht selten werden für diese Waren gleiche Preise wie für die Originale verlangt.

Derzeit beschäftigt sich FakeIsSad immer eingehender mit der Produktkategorie Plüschtier, da dieser Markt wächst, die Artikel überaus beliebt sind. Häufig ist kaum erkennbar, ob es sich bei dem Produkt um ein Original oder eine Fälschung handelt. Auch mit Cosplayprodukten setzt sich FakeIsSad auseinander. Für Deutschland ist die Mehrheit der Textilien aus diesem Produktbereich unbedenklich zu erwerben. Jedoch sollte bei Accessoires wie Schmuck etc. genauer hingesehen werden.

Im Jahr 2016 wurde die Organisation auch erstmals mit dem Thema FanArt konfrontiert. Hier zeigte sich schnell, dass einige Künstler – häufig unbewusst – die Grenzen von FanArt und kommerziellem Produkt überschreiten.

Dieses Feld stellt sich momentan als große Herausforderung dar. Zum einen soll die künstlerische Leistung des FanArtisten berücksichtigt und geschätzt werden. Zum anderen handelt es sich beim Verkauf von FanArt schnell um Bereicherung durch den Verkauf einer Zeichnung des geistigen Eigentums anderer, um es stark vereinfacht auszudrücken. Aus diesem Grund bemüht sich FakeIsSad ein Übereinkommen zwischen Zeichnern, Conventions und Lizenzinhabern zu finden, das den Weg für eine allgemeine Umgangsweise mit dem Thema für die Zukunft ebnen soll.

Durch die Arbeit von FakeIsSad konnten insbesondere in Deutschland in den vergangenen Jahren bereits große Erfolge erzielt werden. Auf den betreuten Veranstaltungen und Events gehen nur noch Original-Manga und -DVDs über den Verkaufstisch. Auch bei verkauften Figuren, können Conventionbesucher unbesorgt zugreifen und sich ihre Wünsche erfüllen.

Falls ihr Fragen über lizenzierte und nicht lizenzierte Waren haben solltet, könnt ihr zu FakeIsSad auf Facebook oder per E-Mail (jhoffmann@fakeissad.com) Kontakt aufnehmen.

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